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Religionswissenschaftliches Seminar

Lehrkredit für innovative Lehre

Zum dritten Mal vergibt die Lehrkommission der Universität Zürich Drittmittel zur Erprobung innovativer und modellhafter didaktischer Lehrkonzepte und Lehrveranstaltungsformate. Der Lehrkredit besteht aus zwei Förderlinien, einer strategischen und einer kompetitiven. Die Mittel der kompetitiven Förderlinie werden jährlich ausgeschrieben. Unter den geförderten Eingaben firmiert das Projekt «Mikrogeschichte, Historische Religionswissenschaft und Wikipedia» von Martin Bürgin.

Das Seminar ist auf zwei unterschiedlichen Ebenen angelegt. Auf der einen Ebene ist es als Lektüreseminar konzipiert, in welchem in Wissensgeschichte, politische und historiographische Kontextualisierung sowie Theorie der Mikrogeschichte eingeführt wird. Dabei sollen die Studierenden der Religionswissenschaft reflektieren, wie die Konzepte der Mikrogeschichte produktiv auf ihr Fach angewendet werden können. Auf einer zweiten Ebene ist das Seminar konzipiert als «Wikipedia-Seminar», in dessen Rahmen ein kritischer Umgang mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia erlernt werden soll. Während eines Workshops werden Funktionsweise, Aufbau und Entstehung von Wikipedia – und generell von Enzyklopädien als Wissenskonzepten – reflektiert. Es wird betrachtet, wie Wikipedia als technisches System funktioniert, wie ein Artikel konkret verfasst wird, wie seine unterschiedlichen Stadien sichtbar gemacht werden können, was es mit den «Relevanzkriterien» von Wikipedia auf sich hat, wie Argumente und Entscheidungen über Publikation und Löschung ausgetragen werden und wie ein quellenkritischer Umgang mit Wikipedia eingeübt werden kann.

Anstelle einer Seminararbeit verfassen die Studierenden als Leistungsnachweis Wikipedia-Artikel und ergänzen diese durch kritische Reflexionen. Konkret sollen alle Studierenden einen Artikel verfassen, zu einem mikrohistorischen Werk, welches sie sich selbstständig zur Vertiefung ausgesucht haben. In diesen Artikeln werden Hintergrund, Synopsis, Argumente, Rezeption und Wirkungsgeschichte des Werks erarbeitet. Anders als bei vielen Wikipedia-Einträgen sollen Forschungskontroversen und unterschiedliche Positionen zum Werk dabei deutlich gemacht werden. Wikipedia erhält dadurch fundierte Artikel, welche die soziale Konstruktion von Wissen explizit machen. Vice versa werden die Arbeiten der Studierenden einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Die Artikel werden untereinander verlinkt und – bei Widerspruch oder unterschiedlichen Positionen der Studierenden sowie anderer Wikipedia-Schreibenden – gegenseitig ergänzt, kritisiert und korrigiert. Dieser Prozess findet online statt, quasi als «Flipped Classroom» im digitalen Raum. Um dem analytischen Teil einer klassischen Seminararbeit gerecht zu werden, verfassen die Studierenden zudem eine kritische Reflexion des jeweiligen Werks und thematisieren dessen Nutzen für die Religionswissenschaft im Rahmen eines Essays.

Die Fördergelder des Lehrkredits dienen unter anderem dazu, zwei zweisemestrige Tutoratsstellen zu finanzieren. Interessierte Studierende können sich gerne bei Martin Bürgin melden.

Lehrkredit der Universität Zürich

Martin Bürgin