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Religionswissenschaftliches Seminar

Altgläubige in der Stadt Zürich während Zwinglis Reformation

Lizentiatsarbeit von Werner Latal

Während des Studiums stiess ich auf Quellen, aus denen hervorging, dass nicht die ganze Bevölkerung Zürichs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschlossen hinter den reformatorischen Ideen Huldrych Zwinglis stand. Als ich begann mir Gedanken über eine Abschlussarbeit zu machen, fiel mir das wieder ein. In zeitintensiven Recherchen ging ich in historischen Dokumenten der Frage nach, wie bedeutend der Anteil der Bevölkerung war, der bei seinem angestammten Glauben bleiben wollte. Immerhin war von den Zürcher Räten die Ausübung der alten Rituale, insbesondere das Feiern der Messe, bei drastischen Strafen verboten worden. Ich fand heraus, dass einzelne Personen stundenlang nach Schlieren wanderten, um einer Messe beizuwohnen. Auch wurde von heimlichen Wallfahrten nach Einsiedeln berichtet oder von geheimen Messen in einem Weinkeller in der Stadt Zürich. Es wurden nur sehr wenige Dokumente über das Schicksal der Altgläubigen zu Zwinglis Zeit erstellt, aber ich konnte feststellen, dass es sicher zu Beginn der Reformation in den Zwanziger- und Dreissigerjahren des 16. Jahrhunderts eine nennenswerte Minderheit in Zürich gegeben hat, die bei ihrem alten Glauben bleiben wollte und ihn auch weiter praktizierte. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts sind dann nahezu alle Anzeichen von Altgläubigkeit aus dem Zürcher religiösen Leben verschwunden.