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Leben und Sterben sind ein zentrales Thema für Religionen und Religiosität. Dieses Projekt (Okt. 2012- Feb. 2016) untersucht die Konzeptionen, Verbreitung und die Konsequenzen alternativ-religiöser Vorstellungen und Praktiken im Hinblick auf den Umgang mit Sterbenden in der Schweiz.
Dr. Philipp Karschuck
Komplementärmedizinische Angebote und spirituelle Konzepte gewinnen in der Palliative Care zunehmend an Bedeutung und ergänzen konventionelle Ansätze. Am Beispiel der anthroposophischen Palliative Care lassen sich umfassende Veränderungsprozesse der anthroposophischen Medizin sowie pragmatische Reaktionen auf Entwicklungen im Gesundheitswesen seit 1920 nachweisen. Gegründet von Rudolf Steiner (1861–1925) und der Ärztin Ita Wegman (1876–1943) im Schweizerischen Dornach bei Basel, basieren Theorie und Praxis der anthroposophischen Medizin auf der konventionellen akademischen Medizin. Dabei sind zusätzliche anthroposophische Therapiemethoden – wie etwa äußere Anwendungen, spezifische Heilmittel und Kunsttherapien – in die allgemeine Palliative Care eingeflossen. Auch heute sind die historischen Konzepte wichtiger Bestandteil des klinischen Alltags. Ungeachtet der Tatsache, dass die weltanschaulichen Hintergründe der anthroposophischen Medizin bisher weitgehend unbekannt sind, erfreuen sich komplementärmedizinische Praktiken hoher Resonanz bei den Patienten, da sie von konventioneller Seite nicht angeboten werden.
Dr. Mirjam Mezger
Die Palliative Care hat den Auftrag, den religiösen und spirituellen Bedürfnissen von Sterbenden entgegenzukommen. Doch welche Form kann religiöse Betreuung in einem Umfeld, das von naturwissenschaftlicher Medizin bestimmt wird, annehmen? Welche Rolle spielt dabei die Spiritual Care? Und findet alternative Spiritualität im Krankenhaus vielleicht eher Platz als konfessionell gebundene Religiosität? Mirjam Mezger geht diesen Fragen nach und liefert mit ihrer qualitativen Studie praxisnahe Antworten.
Dr. des. Barbara Zeugin
Immer mehr Menschen in der Schweiz praktizieren Yoga, glauben an eine Wiedergeburt und lassen sich komplementärmedizinisch behandeln. Barbara Zeugin untersucht, wie sich dieser religiöse Wandel auf die Begleitung am Lebensende auswirkt.
Insofern alternative Formen von Religion in der Schweiz zunehmen, ist es nicht erstaunlich, wenn in der Begleitung am Lebensende auch alternativ-religiöse Praktiken und alternative Heilverfahren sowie die entsprechenden Rationalisierungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Rekonstruktion einer solchen, als alternativ aufgefassten Sterbebegleitungspraxis führte die Religionswissenschaftlerin erstens in ein Hospiz für schwer Kranke und Sterbende und zweitens in ein anthroposophisch-medizinisches Spital, wo sie beobachtend und fragend u.a. der Frage nachging, wie sich die Alternativität dieser Praxis zum Selbstanspruch der Palliative Care verhält, die schwer Kranken und Sterbenden auch spirituell zu begleiten?