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Studienreise in die USA 2024

“Yeehaw - Religiöse Traditionen im Herzen der Südstaaten”

Wer? Studierende und Doktorierende der Religionswissenschaft und Theologie unter der Leitung von Prof. Dr. Rafael Walthert und Begleitung von Loïc Bawidamann, Maike Sieler, Mara Griesehop und Philipp Hetmanczyk

Wann? Vorbereitungsseminar Frühlingssemester 2024, Studienreise 25. März  bis 07. April 2024

Wo? Louisiana und Texas

Was haben eine Voodoo-Priesterin, eine Cowboy Church und Dr. Phil in einer Megachurch gemeinsam? Richtig, all diese Orte haben wir bei der diesjährigen Studienreise im Süden der USA besucht.

Mit dem Ziel, Religion in den USA zu erkunden, begaben wir uns auf eine Reise in den Süden des Landes. Schnell wurde deutlich, dass, was in der Schweiz meist als Privatsache betrachtet wird, in den Vereinigten Staaten öffentlich gelebt, gezeigt und auch politisiert wird. Ein Hotel mit den Zehn Geboten, eingraviert auf einer riesigen Steintafel neben dem Eingang, ist nur eines von vielen Beispielen.

Unsere Reise begann in Baton Rouge, wo uns pflichtbewusste Latter-Day Saints während einer 1- zu 1-Betreuung von ihrer Mission berichteten und uns die Möglichkeit gaben Ahnenforschung in ihrem eigens dafür eingerichteten Portal zu betreiben. Weiter ging es nach New Orleans, wo uns eine Voodoo-Priesterin Einblicke in ihren spirituellen Tempel gewährte (siehe Foto). Danach durften wir in der Scientology Kirche den sogenannten E-Meter testen. Dabei handelt es sich um ein von der religiösen Gemeinschaft entwickeltes Gerät, welches anhand des elektrischen Hautwiderstandes mentale und emotionale Zustände messen soll. Schliesslich führte uns unser Weg zu einem taiwanesisch buddhistischen Tempel inmitten einer christlich dominierten Umgebung im Herzen von Texas.

Zeitlich verlief unsere Reise über Ostern, was uns die Möglichkeit gab, verschiedene Feierlichkeiten zu besuchen. Am Karfreitag nahmen wir an dem für New Orleans typischen Nine Churches Walk  teil, bei der wir gemeinsam mit Hunderten von Gläubigen neun katholische Kirchen über eine Strecke von zehn Kilometern besuchten. Der Ostersonntag bot ein besonderes Highlight: Auf einem Rodeo-Gelände um 7 Uhr morgens, erlebten wir einen Gottesdienst in einer Cowboy-Kirche. Der Pfarrer predigte auf dem Pferd sitzend und mit einem Esel an seiner Seite über Jesus und schreckte dabei zwischenzeitlich auch vor Verschwörungstheorien nicht zurück.

Eine Verflechtung von Religion und Verschwörungstheorien sahen wir auch beim Mount Carmel Center, dem Gedenkort der Branch Davidians, welches an die 51-tägige polizeiliche Belagerung erinnert, welche tragisch endete. Hinterbliebene betreuen dort eine kleine Kirche, in der Plakate über angebliche Geheimpläne der amerikanischen Elite ausgehängt und DVDs verkauft werden, welche die vermeintlich wahre Geschichte des Vorfalls erzählen.

Die oft als Land der Freiheit bezeichneten USA zeigten uns durch den Besuch der Whitney-Plantage, einer ehemaligen Sklavenplantage, dass diese Freiheit historisch und gegenwärtig nicht für alle gleich gilt. Ein Gespräch mit der indigenen Gemeinschaft der Tap Pilam Coahuitecan in San Antonio verdeutlichte den fortdauernden Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung. Konkret wird dieser Kampf an «The Alamo» ausgetragen, wo der indigenen Gemeinschaft lange der Zugang zu ihrer heiligen Grabstätte verweigert wurde, während Texas den Ort als Erinnerung an eine Schlacht des Unabhängigkeitskrieges verehrt (siehe Foto oben).

Im Creation Evidence Museum konnten wir die Verbindung von Naturwissenschaft und evangelikalen Glauben beobachten. Das Museum betreibt Forschung mit Dinosaurierknochen, um zu beweisen, dass die Bibel recht habe und die Welt erst ein paar Tausend Jahre alt sei. Auch eine anstehende totale Sonnenfinsternis wurde als eindeutiger Gottesbeweis gedeutet (siehe Foto).

Neben einer Wanderung an einem spirituellen Kraftort, dem Enchanted Rock, einer gewaltigen Granitkuppel im Zentrum von Texas, blieb nicht zuletzt auch Zeit, die Staaten individuell zu erkunden. Ob auf einer Tour durch die Alligatoren-Sümpfe, einer Vampir-Tour durch New Orleans oder bei einem Fussballspiel in Houston.

Die Studienreise durch Texas und Louisiana hat eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig und tief verwurzelt religiöse Traditionen in der Kultur des amerikanischen Südens sind, und wie sie das tägliche Leben und die Gemeinschaften prägen.

(Bericht verfasst von Valeria Casty und Jolanda Macdonald)