Navigation auf uzh.ch
Im Jahr 1723 publizierte der Verleger Jean-Frédéric Bernard zusammen mit dem Kupferstecher Bernard Picart den ersten Band ihres ethnographischen Werks Cérémonies et Coutumes religieuses de tous les Peuples du Monde. Anhand verschiedener Quellen wie Reiseberichten, religiösen Texten, visuellen Quellen und eigenen Beobachtungen sammelten sie Materialien über – in ihren eigenen Worten – «religiöse Rituale und Bräuche» aller Völker der Welt. Das komparatistisch angelegte Werk postuliert zum einen, dass religiöse Rituale überall auf der Welt zu finden sind, und zum anderen, dass diese einander gleichwertig gegenübergestellt und verglichen werden können. Diese Sichtweise eröffnete sie einen neuartigen Zugang zu Religion und den dargestellten religiösen Traditionen.
Obwohl Bernard und Picarts Werk von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Europäischen Religionsgeschichte der Frühen Neuzeit wie auch für die Geschichte der Religionswissenschaft ist, wurde das Werk bisher nur wenig analysiert; eine Forschung aus dezidiert religionswissenschaftlicher Perspektive fehlt. Die geplante Arbeit untersucht, wie Religion und Ritual in Bernard und Picarts Werk in Bild und Text konzeptualisiert werden und beschäftigt sich mit der Frage, wie darin der Vergleich aller religiöser Traditionen konstruiert wird. Aufgrund der Akzentsetzung auf die Kupferstiche bildet das Konzept von Visible Religion den theoretischen Rahmen der Arbeit, der mit einer religionswissenschaftlichen Methode zur Bildinterpretation vertieft und expliziert wird.
Regula Zwicky
Dr. Paola von Wyss-Giacosa
Völkerkundemuseum der Universität Zürich
von_wyss-giacosa@bluewin.ch
Universität Zürich
Nov 2011 – Dez 2018